Ökonomie trifft Ökologie IV: Frischer Fisch auf dem Tisch - Zukunft oder Auslaufmodell? Über Angeln, bedrohte Bestände und Aquakulturen

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Kiel

Am 24. August 2021 war es wieder Zeit für eine Veranstaltung aus der Reihe Ökonomie trifft Ökologie. In der vierten Auflage ging es um die Fragestellung "Frischer Fisch auf dem Tisch - Zukunft oder Auslaufmodell? Über Angeln, bedrohte Bestände und Aquakulturen".

In Schleswig-Holstein gibt es 100.000 Anglerinnen und Angler. Knapp 4.000 Arbeitsplätze hängen an der Fischerei. Fische und Meeresfrüchte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, nicht nur in Deutschland. Sie gelten als gesund undklimaschonend. Pro Kilogramm Fisch wird deutlich weniger Futtermittel benötigt als für Schweine oder Rinder. Die Schattenseite der weltweit gestiegenen Nachfrage ist eine drohende Überfischung. Zusätzlich macht der Klimawandel den Meerestieren zu schaffen. Mit knapp 50 Gästen durften wir im Plenarsaal des schleswig-holsteinischen Landtags an diesem Abend darüber diskutieren, ob und wie eine nachhaltige Ernährung aus dem Meer gestaltet werden kann und welchen Einfluss Anglerinnen und Angler sowie Aquakulturen haben können.

Hier finden Sie den Livestream der gesamten Veranstaltung.

Dr. Thorsten Reusch Impuls

Dr. Thorsten Reusch vom GEOMAR führte mit einem Impuls aus der Wissenschaft ein.

Nach dem Impuls aus der Wissenschaft folgte eine interessante von Ralf Rose (R.SH) moderierte Podiumsdiskussion mit interessanten Gästen, deren Positionen hier kurz zusammengefasst werden:

Dr. Thorsten Reusch vom GEOMAR erläuterte, dass zwölf Prozent der Fischbestände in europäischen Gewässern die Kriterien des guten ökonomischen Zustands (CFP) erfüllten. Dorschbestände seien jedoch stark belastet und möglicherweise über dem Kipppunkt. Angler fischten dabei bis zu 50 Prozent des gesamten Dorschfanges. Das Herings-Management sei gescheitert, denn die Bestände seien außerhalb jeglicher sicheren biologischen Grenze. Herr Dr. Reusch betonte, dass Aquakulturen nicht unbedingt nachhaltig seien, rund ein Viertel des Weltfischfangs gehe in die Futterproduktion auch für Aquakulturen. Er plädiert dafür nachhaltiger zu fischen, Bestände also wieder anwachsen zu lassen und Futter mit pflanzlichen Proteinen zu substituieren. Die Plastikproblematik sei hingegen nicht so groß wie häufig proklamiert - hier gebe es regional deutliche Unterschiede.

Lars Wernicke Wassertourismus SH

Lars Wernicke vom Wassertourismus in Schleswig-Holstein e.V. stellt die dargelegten Zahlen der Wissenschaft in Frage und sieht die Freizeit-Anglerinnen und -Angler nicht als Teil des Problems. Die durchschnittliche Fangquote beim Dorsch liegt bei einem Dorsch pro Angler. Berufsfischerei dürfe nur noch so viel fischen wie die Angler. Damit widerspricht er der Aussage von Herrn Dr. Reusch, dass Angler immer mehr fischen. Herr Wernicke ist der Meinung, dass nachhaltige und selektive Freizeitfischerei auf Dorsch weiter möglich sein muss.

Dr. Bert Wecker Fördegarnelen

Dr. Bert Wecker von Fördegarnelen zeigte, dass Aquakulturen nachhaltig sein können. Man produziere hier frische Waren und Entnahmen erfolgten nur nach Bedarf. Aquakulturen würden den Fischereidruck weltweit erhöhen, da diese ihre Futtermittel aus dem Fischfang ziehen, es werde aber an Alternativen gearbeitet.

Valeska Diemel BUND SH

Valeska Diemel  vom  BUND SH betonte, dass europäische Fischerei sehr komplex sei. Sie kristisiert, dass Fischereiminister wieder und wieder die Fischfangempfehlungen ignorieren und ökonomische Interessen häufig über dem Naturschutz stehen. Sie vertritt die klare Position, dass Grundschleppnetze in den Meeren nichts mehr zu suchen haben.

Dennys Bornhöft umweltpolitischer Sprecher

Unser umweltpolitischer Sprecher, Dennys Bornhöft merkte an, dass Umweltschutzauflagen und –vorgaben häufig umweltschutz dienlichen Projekten im Weg stünden, hier sei mehr Pragmatismus angebracht. In Schutzzonen müssten für alle die gleichen Regeln gelten.

Dennys Bornhöft zieht folgendes Fazit:

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