Bildung/Digitales Lernen

Anita Klahn: Das digitale Lernen wird und soll den Lehrer nicht ersetzen

„Ist nun das digitale Lernen der Weisheit letzter Schluss und der intensivere Computereinsatz für Schulen das Nonplusultra? Die Frage, welche Bedeutung das digitale Lernen überhaupt für die Unterrichtsgestaltung und den Lernerfolg hat, wird in dem Bericht leider vernachlässigt.

 

So zeigt eine Studie von Professor Wößmann aus dem Jahr 2007, dass zwar Schüler mit hohem Computerinteresse und bei entsprechend guter technischer Ausstattung bei Leistungsvergleichen besser abschneiden würden. Jedoch sei dieser Befund nur oberflächlich, da er mit anderen Faktoren, wie z.B. einem höheren Bildungsniveau des Elternhauses korrespondiert.

 

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der positive Effekt der Computernutzung  sich sogar bei zu intensiver Nutzung in sein Gegenteil verkehrt. Auch die bereits viel zitierte Hattie-Studie kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.

 

So können Computer die Wahrscheinlichkeit des Lernens erhöhen. Es gebe aber keine zwangsläufige Beziehung zwischen dem Besitzen eines Computers, dessen Nutzung sowie positiven Lerneffekten.

 

Hattie weist aber darauf hin, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit der Einsatz von Computern effektiver auf den Lernerfolg ist.

 

Ich will nur einzelne Punkte hervorheben. So ist es wenig überraschend, dass vorgebildetes Lehrpersonal Computer effektiver einsetzen können. Entsprechende Fortbildungen dürfen aber nicht unter zehn Stunden liegen, denn sonst sei der Computereinsatz in der Klasse unproduktiv oder sogar kontraproduktiv.

 

Auch zum bewussten Üben eignen sich Computer, also zum wiederholten Lernen des Materials, bis es beherrscht wird, da Computer es ermöglichen, z.B. in einer Spielform, dass diese eher schematischen Wiederholungen nicht todlangweilig für die Schüler werden.

 

Auch müssen die Lernenden die ‚Kontrolle‘ über das Lernen mit dem Computer haben. Da geht es zum einen natürlich um solche Aspekte, wie das Lerntempo bei der Aufgabenbewältigung, aber auch zum Beispiel um die Nutzung von Textverarbeitungsprogrammen zur Unterstützung des Unterrichts.

 

Zusammenfassend stellt Hattie für computergestütztes Lernen, webbasiertes Lernen, interaktive Lernvideos, visuelle bzw. audiovisuelle Methoden sowie Simulationen durch die Bank mittlere Lerneffekte fest – mal mehr, mal weniger.

 

Das digitale Lernen kommt zunehmend in den Schulen an und hat Potential, bei richtigem Einsatz, mit den richtigen Rahmenbedingungen den Unterricht zu verbessern. Den Lehrer wird und soll es aber nicht ersetzen können.

 

So bewertet meine Fraktion die Entwicklungen im Bereich der ersten und zweiten Phase der Lehrerbildung, aber auch im Bereich der Fortbildungen des IQSH als positiv. Das Thema ist breit bei den Universitäten verankert. Auch der vom Ministerium ausgelobte Schulpreis findet unsere Zustimmung.

 

Was ist also zu tun?

 

Auf die wenig zufriedenstellende Entwicklung beim Breitbandausbau wird noch beim nächsten Tagesordnungspunkt ausreichend eingegangen werden. Dieser ist aber eine Grundvoraussetzung. Ich erinnere an die Anschaffung von Whiteboards für mehrere zehntausend Euro an einer Grundschule, die dann wegen fehlender Internetanbindungen jahrelang nicht in vollem Umfang genutzt werden konnten.

 

Die Verantwortung für die Ausstattung der Schulen liegt natürlich bei den kommunalen Schulträgern. Wenn wir also für eine technische verbesserte Ausstattung werben, müssen wir den Kommunen auch den finanziellen Handlungsspielraum geben bzw. lassen.

 

Da ist es dann wenig hilfreich, wenn die Landesregierung den Kommunen finanzpolitisch am langen Arm verhungern lässt und stattdessen sich immer neue Aufgaben und Bürokratie ausdenkt.

 

Auch auf einen weiteren Punkt geht der Bericht leider gar nicht ein. Ein Mehr an Computern, Tablets, W-LAN, Netzwerke etc. pflegt sich nicht von alleine.

 

Was in der Vergangenheit noch seitens der Lehrkräfte freiwillig neben ihrem Lehrauftrag her geleistet oder mit wenigen Stundenanteilen vergütet wurde, ist zukünftig weder leistbar noch entspricht es dem Anspruch der digitalen Welt.

 

Wenn Schulen zukünftig durchgängig mit digitalen Lernmitteln ausgestattet werden sollen, benötigen wir dafür entsprechende Ressourcen, dann muss die Landesregierung auch erklären, wie das personalmäßig abgedeckt werden soll oder ob man damit die Kommunen alleine lassen will.“