Anita Klahn zu TOP 27 „‘Original Play‘ verbieten“

Abgeordnete Anita Klahn

In ihrer Rede zu TOP 27 (Umfassenden Kinderschutz sicherstellen – „Original Play“ verbieten) erklärt die stellvertretende Vorsitzende und familienpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Anita Klahn:

„Um eines von Beginn an klarzustellen: Die heutige Debatte ist, zumindest für uns im Norden, rein hypothetischer Natur. Denn der vorliegende AfD-Antrag zum ‚Original Play‘ begründet sich nicht auf Vorkommnissen in Schleswig-Holstein. Der Antrag begründet sich auf Fernsehberichten und einer kleinen Anzahl von staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren in Hamburg und Berlin, welche ausnahmslos eingestellt wurden.

Wie bei allen AfD-Anträgen sollten wir auch hier klar zwischen Fakten und populistischen Äußerungen unterscheiden. Fakt ist, dass in schleswig-holsteinischen Kindertageseinrichtungen nach unseren Erkenntnissen zu keiner Zeit ‚Original Play‘ betrieben wurde. Fakt ist auch, dass das Landesjugendamt mit Bekanntwerden der Vorwürfe gegen die Methode des ‚Original Play‘ umgehend aktiv wurde. Als Konsequenz informierte das Landesjugendamt präventiv alle im Kitabereich tätigen Akteure, angefangen von den kommunalen Kinderschutzfachkräften, bis hin zu den Kitaträgern, über die kritische Haltung der Landesregierung zum ‚Original Play‘. Dafür vielen Dank!

Noch vor kurzem war die sogenannte ‚Spielmethode‘ kaum bekannt. Nun-mehr verunsichert sie Eltern und Kita-Verantwortliche, nicht nur in Deutsch-land. Das Konzept des ‚Original Play‘, welches aus den USA stammt, ist weder wissenschaftlich anerkannt, noch gibt es nachweislich befürworten-de Studien oder Expertisen zu den Grundlagen und Erfolgen dieser Form der Pädagogik. Dafür aber eine ganze Reihe von Kritikern in der Fachwelt. Auf der Website der ‚International Foundation for Original Play‘ findet man pädagogische Ziele der Methode. Blumig wird dargestellt, wie der Erfinder und zugleich Vorsitzende der Stiftung, Fred Donaldson, seine ‚Spielmethode‘ aus der Beobachtung von Kindern, Menschen in besonderen Lebenssituationen und wilden Tieren entwickelt hat. Diese sogenannten Erkenntnis-se werden durch die international tätige Stiftung einem zahlungswilligen Kreis von Menschen angeboten. Dies scheint mir ein lukratives Geschäfts-modell zu sein, trotz der Tatsache, dass eine kritische Auseinandersetzung mit der Methode und der fachlichen Qualifikation der Anbieter nicht statt-findet.

Kinder und Jugendliche benötigen einen geschützten Raum, in dem sie Erfahrungen im respektvollen Umgang mit anderen Menschen sammeln können. In Kindertagesstätten sollen sie lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und sich von anderen Personen abgrenzen zu können. Sie sollen eigenständig erkennen können, welche Form von Kontakt, ob nun psychischer oder physischer Natur, sie zulassen wollen. Hier leisten unsere Erzieherinnen und Erzieher tagtäglich hervorragende Arbeit, weshalb unsere Eltern den Einrichtungen im Land auch uneingeschränkt vertrauen können.

Wenn es der AfD wirklich allein um die Verbesserung des Kinderschutzes in Kindertagesstätten gehen würde, müssten sie für Schleswig-Holstein anerkennen, dass wir hohe Anforderungen an die Träger und an das Personal stellen. Dann müssten sie anerkennen, dass unsere Eltern durch diese hohen Qualitätsmerkmale ein berechtigtes Vertrauen in die Einrichtungen und vor allem in das dort tätige Personal haben. Klar ist jedoch folgendes; Ein Verbot der Methode des ‚Original Play‘ in Schleswig-Holstein ist juristisch weder erforderlich noch verhältnismäßig und scheitert an der Bestimmtheit der Einrichtung, bzw. des Trägers. Dies hätten sie, liebe AfD-Vertreter, durch eine juristische Prüfung ihres Antrags vor Antragstellung auch ermitteln können. ‚Original Play‘ hat keinen Platz in Schleswig-Holstein. Statt auf vorauseilende Verbote setzen wir jedoch auf Prävention und Aufklärung. So begründen sich die Bekanntmachungen des Landesjugendamtes und so begründet sich auch unser Alternativantrag.“