Frauen/ Geburtshilfe

Anita Klahn zu TOP 36 „Situation der Geburtshilfe“

Anita Klahn

In ihrer Rede zu TOP 36 (Situation der Geburtshilfe) erklärt die stellvertretende Vorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Anita Klahn:

„Zuallererst möchte ich Minister Dr. Buchholz danken, der in Vertretung von Gesundheitsminister Dr. Garg den aktuellen Bericht zur Situation der Geburtshilfe in unserem Land vorgetragen hat. Einen besonderen Dank möchte im Namen meiner Fraktion an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheits­ministeriums richten. Denn sie mussten neben der coronabedingten Arbeitsbelastung die Fakten zusammentragen.

Wie wir dem dritten Bericht entnehmen können, konnte der bis 2017 andauernde dramatische Trend von Schließungen geburtshilflicher Abteilungen gestoppt werden und die grundsätzliche Versorgung von Schwangeren ist weiterhin gewährleistet.

Gleichzeitig zeigt uns der Bericht einen weiteren Rückgang der Geburtenzahlen auf und stellt klar, dass angesichts der demographischen Entwicklung die Diskussion um das System der Geburtshilfe wichtig bleibt. Der mahnende Hinweis des Gesundheitsministeriums auf praxisuntaugliche Vorgaben des GBA, denen zwar der gute Gedanke von Qualität zugrunde liegt, aber im Ergebnis dazu führt, dass Kliniken eine geburtshilfliche Versorgung einstellen müssen, muss in Berlin Gehör finden.

Hohe Standards sind wichtig, aber es kann nicht sein, dass die beiden einzigen Kliniken an der Westküste ihren Level 1-Status verlieren und damit Schwangere mit einer drohenden Frühgeburt nicht mehr versorgen dürfen, weil sie die vom GBA geforderte Zahl von 25 Frühchen pro Jahr nicht erfüllen. Wir sollten dankbar über jede normal verlaufende Geburt sein, gleichwohl müssen wir einen Kompromiss zwischen Geburtenzahl und Versorgung in der Fläche finden, bei gesicherter Qualität.

Das Thema der Krankenhausfinanzierung ist für die Geburtshilfe von immenser Bedeutung und ich werde nicht müde es zu wiederholen: Wir brauchen eine Novellierung des DRG-Systems. Das System der Fallpauschalen muss dringend um eine adäquate Basisfinanzierung ergänzt werden. Davon profitiert nicht nur die Geburtshilfe, sondern unser gesamtes Krankenhausversorgungssystem.

Eine weitere große Aufgabe ist, die Fachkraftlücke zu schließen. Wir müssen in allen medizinischen und pflegerischen Bereichen mehr Fachpersonal anwerben und ausbilden. Besonders wichtig sind in der Geburtshilfe die Hebammen. Sie begleiten einfühlsam die werdende Mutter, aber auch den zukünftigen Vater in einer ganz besonderen emotionalen Zeit. Eine Zeit, die geprägt ist von Freude, aber auch mit vielen Fragen behaftet ist. Die Hebamme wird in dieser Zeit zu einer engen Vertrauten, gleichzeitig wird von ihr eine hohe fachliche Kompetenz rund um die Geburt und Nachsorge erwartet und eine ständige Verfügbarkeit. Mit der Akademisierung der Hebammenausbildung wurde den hohen Anforderungen, die dieser schöne Beruf mit sich bringt, Rechnung getragen und ich hoffe, dass der Beruf damit auch wieder an Attraktivität gewinnt.

Erfreulich ist auch, dass es einen deutlichen Aufwuchs von Hebammen in den Krankenhäusern gibt. Die Ende 2019 erfolgte Änderung des Krankenhausentgeltgesetzes, welches eine anteilige Finanzierung von Personalkosten für angestellte Hebammen ermöglicht, zeigt hier eine positive Wirkung. Aber es braucht weiterer Anstrengungen. So sind wir uns sicher einig, dass die Vergütung der Hebammen verbessert werden muss. Denn gerade im ländlichen Raum, auf den Inseln und Halligen sind Angebote wie der Hebammenruf im Kreis Nordfriesland essenziell.

In der wiederkehrenden Diskussion um eine drohende Schließung der Imland-Klinik in Eckernförde ist die entscheidende Frage, der sich alle Beteiligten stellen müssen, wie auskömmlich der medizinische Versorgungsbedarf ist. Dann ist die Frage zu klären, ob ausreichendes pflegerisches und medizinisches Personal vorhanden ist. Kann die Versorgungsqualität sichergestellt werden? Und in diesem Kontext ist die Frage der Finanzierung zu klären. In gemeinsamer Verantwortung. Im Einzugsbereich der Stadt Eckernförde sind im Umkreis von 23 und 27 km drei weitere Standorte mit Entbindungsstationen. Die Versorgung ist im Vergleich zu Niebüll, Husum oder den Inseln gegeben. Gleichwohl habe ich Verständnis für die Familien, die ein wohnortnahes Angebot behalten wollen. Die Lösung kann nur sein, wenn alle Beteiligten sich wirklich an einen Tisch setzen und sich gemeinsam verständigen, ob und wie eine Finanzierung umgesetzt werden kann. Helfen würde jedenfalls eine Novellierung des DRG-Systems.“

Es gilt das gesprochene Wort!