Annabell Krämer zu TOP 47 "Quo vadis Schleswig-Holstein-Tourismus?"

Annabell Krämer

In ihrer Rede zu TOP 47 (Quo vadis Schleswig-Holstein-Tourismus?) erklärt die tourismuspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Annabell Krämer:

"Quo vadis Schleswig-Holstein fragt die SPD mit ihrem Berichtsantrag und die Antwort kann nur sein: Mit uns bergauf! Die Coronapandemie hat unseren Tourismus zunächst in eine schwere operative Krise gestürzt. Schließungen im Frühjahr 2020 und die ersten 20 Wochen in 2021 haben für viele Beherbergungsunternehmen und Gastronomiebetriebe existentielle Herausforderungen bedeutet. Die Branche hat den Kopf aber nicht hängen lassen und sich bereits nach dem ersten Lockdown auf den Weg gemacht, mit Stärke aus der Krise herauszukommen. Sowohl 2020 als auch 2021 hat der Tourismus einen fulminanten Restart hingelegt. Viele Touristen, die ihren Urlaub bisher gerne im Ausland verbracht haben, haben ihre Liebe zum Heimaturlaub entdeckt. Der anhaltende E-Bike-Boom sowie die explodierenden Preise für Wohnwagen und -mobile zeigen, dass dieser Trend nachhaltig ist.

Schleswig-Holstein wurde in der Pandemie unter unserem Tourismusminister Bernd Buchholz zum touristischen Trendsetter. Mehrere Modellregionen erprobten den Tourismus unter Pandemiebedingungen und belegten, dass der Tourismus unter Beachtung von umfangreichen Testregimes, Tools für Kontaktnachverfolgungen und Hygienekonzepten kein Pandemietreiber ist. Und das alles zu einem Zeitpunkt, als der Großteil der Bevölkerung noch nicht als vollständig geimpft galt. Unsere Schlei-Region zur Primetime in der Tagesschau – mehr Werbung für Tourismus in Schleswig-Holstein geht nicht. Erfahrungen aus den Modellprojekten helfen uns übrigens auch jetzt – in einer viel kritischeren Phase der Pandemie – den Tourismus aufrecht zu erhalten. Unsere Hotellerie und Gastronomie haben bewiesen, dass ihre Konzepte greifen.

Wie nachhaltig der Trend zu Urlaub in Schleswig-Holstein ist, zeigt sich daran, dass die Übernachtungszahlen in den Sommermonaten dieses Jahres über den Zahlen von 2019 lagen. Isoliert betrachtet gehen die Übernachtungen beim Camping durch die Decke. Campingplätze und Wohnmobilstellplätze waren seit ihrer Öffnung in 2021 in Windeseile ausgebucht und die Nachfrage ist ungebrochen. Mich macht es stolz, dass der ADAC in keinem anderen Land so viele 5-Sterne-Campingplätze wie in Schleswig-Holstein ausgezeichnet hat. Allein sechs der insgesamt 20 deutschen ausgezeichneten ADAC-Superplätze befinden sich in unserem Bundesland. Camping hat unglaublich viel Potential für unseren schleswig-holsteinischen Tourismus, das wir unbedingt nutzen sollten. Wir müssen die vielen Chancen sehen, die uns der Tourismus in allen Lebensbereichen bringen kann und dürfen nicht als Bedenkenträger den Kopf in den Sand stecken.

Ich sage Ihnen auch, warum im Camping so viele Chancen liegen: Der Campingurlauber ist sehr mobil, in der Regel mit Fahrrädern oder mit einem Wohnmobil ausgestattet. Genehmigungen für 'Fünfer-Stellplätze' beziehungsweise 'Kleinstcampingplätze' sind aufgrund des Landesnaturschutzgesetzes leider nicht mehr genehmigungsfähig. Wir sollten uns für eine Änderung des Landesnaturschutzgesetzes einsetzen, die diese Art von umweltbewusstem Campingurlaub auf landwirtschaftlichen Hofstellen wieder grundsätzlich genehmigungsfähig macht. Denn Tourismus und Naturschutz schließen einander nicht aus. Das wäre auch ein richtiges Signal in Richtung unserer Landgasthöfe.

Wir wollen Landgasthöfe, die unsere Landschaft prägen und flächendeckend erhalten. Glasfaserausbau bis zum letzten Hof, Radwegeausbau, Vernetzung der lokalen Tourismusorganisationen und Förderung des Campings tragen dazu bei, dass das touristische Einzugsgebiet des Urlaubers größer wird. Von all diesen Maßnahmen können Landgasthöfe profitieren. Der Trend zum E-Biking ist ungebrochen. Der tägliche Radius des Urlaubers wird größer. Mit der Radstrategie des Landes verbessern wir die Rahmenbedingungen, sodass auch der Ausflug zu einem Landgasthof einfacher und bequemer wird. Es muss nicht mehr ausschließlich eine Destination in erster Strandlage sein. Unser Binnenland wird von diesem Trend profitieren! Konsequenter Breitbandausbau stärkt den ländlichen Raum und die Attraktivität von Landgasthöfen als Urlaubs- und Seminarort. Wichtig ist und bleibt eine weitere Steigerung der Akzeptanz der Bevölkerung für den Tourismus. Die Entwicklung des Tourismus funktioniert nicht gegen die Bürger. Die Mehrzahl ist bereits überzeugt, dass Tourismus die Attraktivität der Kommunen, die Standortqualität und die Infrastruktur vor Ort erhöht sowie wichtige Arbeitsplätze schafft. Hier gilt es, weiter daran zu arbeiten, dass alle Bürger abgeholt werden.

Wir Freie Demokraten sind der Meinung, dass die Attraktivität unseres Urlaubslandes Schleswig-Holstein stark erhöht werden kann, wenn die Vernetzung der lokalen Tourismusorganisationen gestärkt wird. Ausgearbeitete Programme über Kreisgrenzen hinweg, das Miteinander fördern, ohne Angst zu haben, etwas an jemanden abgeben zu müssen, so können wir die Wertschöpfung im Tourismus erhöhen. Gibt es in einem touristischen Gebiet keine passgenauen Unterkünfte, verweist man an eine andere lokale Tourismusagentur, gemeinsam gestaltete Ausflugsprogramme binden das Binnenland und die Küste ein – was für ein Mehrwert für den Tourismus und den Urlauber! Corona war und ist eine Zäsur für unseren Tourismus, aber die Pandemie hat uns auch viele Chancen aufgezeigt. Nutzen wir diese, damit Schleswig-Holstein auch langfristig von den neuen touristischen Trends profitiert."

 

Sperrfrist Redebeginn!

Es gilt das gesprochene Wort.