Christopher Vogt zu TOP 18+33 „Anträge zum Thema ‚Gendersprache‘“

Christopher Vogt

In seiner Rede zu TOP 18+33 (Anträge zum Thema „Gendersprache“) erklärt der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt:

„Die Diskussion über das Gendern wird zunehmend hitzig geführt – teilweise auch innerhalb von Koalitionen. Als Freier Demokrat bin ich der Meinung, dass jede und jeder – abgesehen von Beleidigungen – grundsätzlich so sprechen sollte, wie sie oder er es für richtig hält – auch wenn mich dies beim Verschwinden des Genetivs offen gestanden manchmal schmerzt. Ich persönlich verwende in der Regel die weibliche und die männliche Form und ich finde es auch richtig, dass man darauf achtet, bestimmte Begriffe zu vermeiden, die heutzutage von vielen Menschen als beleidigend wahrgenommen werden. Unsere Sprache entwickelt sich eben ständig weiter, aber bitte nicht auf Anordnung.

Ich kann nachvollziehen, dass die Bildungsministerin angesichts der zunehmenden Diskussionen an den Schulen noch einmal auf die seit Jahren gültige Erlasslage zur Rechtschreibung hinweisen wollte. Dass man für die Schulen eine einheitliche Rechtschreibung hat, finde ich absolut sinnvoll. Nach einem Volksentscheid in den Neunzigern konnte meine Generation über viele Jahre sowohl die neue als auch die alte Rechtschreibung in der Schule verwenden. Ich bin ja grundsätzlich sehr für Wahlfreiheit, aber das war für viele letztlich einfach nur verwirrend, auch wenn man es mit der aktuellen Debatte natürlich nicht komplett gleichsetzen kann. Gerade in der Oberstufe wird heutzutage auch beim Sprechen sehr häufig gegendert. Durch den Erlass der Ministerin zur Rechtschreibung wird das Thema sensible Sprache aber eben auch nicht aus den Schulen verbannt. Hochschulen sind bekanntermaßen etwas anderes als Schulen. Hier sollte meines Erachtens niemandem Punkte abgezogen werden, wenn nicht gegendert wird oder eben doch.

Sprache hat sehr viel mit der kulturellen Identität zu tun. Ich kann deshalb zumindest nachvollziehen, dass viele Menschen da sehr leidenschaftlich werden. Gendern soll unsere Sprache ja inklusiver machen, aber genau dies sieht eine große Mehrheit eben auch anders. Und auch das sollte man respektieren. Wenn ein Fernsehmoderator gendern will, soll er dies meinetwegen machen, auch wenn  das nicht meins ist. Er sollte das dann aber auch frei entscheiden können und so ist es meines Wissens beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch geregelt. Ich empfehle uns allen etwas mehr Toleranz und weniger Empfindlichkeit – gerade in diesen besonderen Zeiten. Nach meiner Wahrnehmung hat man vor allem an unseren Schulen und Hochschulen derzeit ganz andere Sorgen: Da wäre man schon froh, wenn überall das WLAN richtig funktionieren würde und immer ausreichend Personal vorhanden wäre. Auch in einer Koalition wird man manchmal überrascht: Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Die CDU entdeckt beim Thema Gendern jetzt die Basisdemokratie und die Grünen wittern Bevormundung. Wir sagen: Klare Regeln bei der Rechtschreibung in den Schulen, ansonsten bitte etwas mehr Toleranz und Gelassenheit und keine Vorgaben, wie erwachsene Menschen zu sprechen und zu schreiben haben.“