Oliver Kumbartzky zu TOP 39 „Maßnahmenkatalog für eine Wasserstoffstrategie“

Abgeordneter Oliver Kumbartzky

In seiner Rede zu TOP 39 (Erstellung eines Maßnahmenkatalogs für eine Wasserstoffstrategie der Erneuerbaren Energien für Schleswig-Holstein) er-klärt der Parlamentarische Geschäftsführer und energiepolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Oliver Kumbartzky:

„Wir setzen uns dafür ein, in Schleswig-Holstein eine grüne Wasserstoff-wirtschaft aufzubauen. An der Westküste ist dafür schon einiges im Gang. Wir können aber noch viel mehr und wollen das ganze Land mitnehmen. Dafür ist die neue Wasserstoffstrategie der norddeutschen Bundesländer ein ausgezeichnetes, frisches Konzept. Wir sollten und wir werden uns hier im echten Norden an der Wasserstoffstrategie orientieren und sie mit Leben füllen.

Wasserstoff ist eine Schlüsseltechnologie für eine gelingende Energiewende. Die Energiewende ist leider immer noch zu sehr eine Stromwende. Die Stromerzeugung wird ausgebaut, aber die richtigen Rahmenbedingungen für eine gelingende Sektorkopplung fehlen. Die Energiewende muss technologieoffen gestaltet sein, denn keiner weiß, welche Technologie in Zukunft unsere Energieversorgung sicherstellen wird. Wasserstoff wird ein wichtiges Bindeglied für die Energiewende sein, die alle Sektoren über-greift – wenn der Bund die Rahmenbedingungen dafür technologieoffenen gestaltet. Wasserstoff hat sogar das Zeug dazu, in vielen Bereichen das Öl, Benzin und Diesel als Kraftstoff bzw. als Energiespeicher zu ersetzen.

Schleswig-Holstein ist dafür prädestiniert. Schleswig-Holstein hat viel Wind und viele Windkraftanlagen, die mehr Strom erzeugen als zurzeit noch in die Netze passen. Wir können selbst nach dem erfolgten Netzausbau noch genug Energie erzeugen, um hier vor Ort Wasserstoff damit zu erzeugen. Der Wasserstoff kann dann in das Erdgasnetz eingespeist oder in die Tanks neuer Autos mit Brennstoffzellen gefüllt werden. Wasserstoff ist relativ leicht zu erzeugen und vielseitig einsetzbar. Das ist eine enorme Chance für eine gelingende, innovative Energiewende.

Leider krankt der Wasserstoffausbau noch vor allem an den hohen Kosten bei der Elektrolyse. Und das nicht einmal, weil es so aufwendig wäre. Der Strom, auch und vor allem aus Windkraft, ist in den letzten Jahren immer billiger geworden. Der Preis für die Elektrolyse ist so hoch, weil die staatlichen Umlagen und Abgaben den Strom, den man zur Elektrolyse, zur Wasserstofferzeugung, braucht, so teuer machen. Diese Rahmenbedingungen werden aber auf Bundesebene gesetzt. Hier steht die GroKo weiter auf der Bremse, trotz aller großen Worte, die beide Parteien dazu führen. Sie reden von Klimaschutz und schaffen nicht die wesentlichen Bedingungen für eine gelingende, technologieoffene Energiewende mit Wasserstoff. Hoffen wir, dass der Bund endlich faire Wettbewerbsbedingungen schafft. Wir werden weiter dafür werben.

Die Rahmenbedingen, die wir brauchen sind: EEG-Umlage weg, denn die EEG-Umlage macht den Strom für die Elektrolyseure zur Wasserstofferzeugung zu teuer. Stattdessen bedarf es einer CO2-Bepreisung über alle Sek-toren, damit die Technologien im Wettbewerb auf einer fairen Grundlage gegeneinander antreten können. Und wir brauchen die richtigen Strukturen im Land, um der Nachfrage nach Wasserstoff, zum Beispiel im Verkehr, den Weg zu ebnen. Die norddeutsche Wasserstoffstrategie ist Impulsgeber für die Bundesstrategie für Wasserstoff. Wir setzen dabei auf unsere Landes-regierung, dass unsere Stimme in Berlin klar und deutlich vernommen wird. Ich habe da keine Zweifel. Wir zeigen aber nicht nur nach Berlin und lehnen uns bequem zurück. Wir können im Land vieles anstoßen und mit bewegen. Viele engagierte Unternehmer wollen in Schleswig-Holstein Wasserstoff-projekte umsetzen. Für diese Initiativen und innovativen Ideen setzen wir uns ein, soweit wir das eben können als Landespolitiker. Wir bitten daher die Landesregierung in unserem Antrag, aus der vorgelegten norddeutschen Wasserstoffstrategie einen konkreten Maßnahmenkatalog abzuleiten. Wir brauchen diese verstärkten Maßnahmen des Landes, um die grüne Wasserstoffwirtschaft in Schleswig-Holstein aufzubauen.

Wir können dazu im Land viel tun. Wir können uns zum Beispiel dafür ein-setzen, dass eine Versorgungsinfrastruktur für Fahrzeuge mit Brennstoffzellen aufgebaut wird. Das können Autos, aber auch LKW und Züge sein. Der Energieträger Wasserstoff bietet hier aufgrund seiner hohen Energiedichte große Vorteile. Wir sollten dabei als Land vorangehen, denn ohne ein An-gebot an Infrastruktur wird sich eine Nachfrage nach Wasserstofffahrzeugen nur schwerlich ergeben. Das gilt natürlich genauso für die batterie-elektrische Mobilität. Die beiden Technologien stehen für uns nicht in direkter Konkurrenz, beide Technologien haben in einer technologieoffenen Energiewende eine Chance. Wir können auch auf vieles aufsatteln. Wir setzen auf das Reallabor Westküste, wo gezeigt wird, wie sich wirtschaftlich Wasserstoff erzeugen und verwerten lässt. Die Modellregion Westküste kann als Innovations-Hub dienen. Von der Westküste aus ergeben sich für das ganze Land Perspektiven für eine grüne Wasserstoffwirtschaft. Nehmen wir diese Chance für Innovationen, diese Chance für Schleswig-Holstein wahr und gehen wir voran!“