Anita Klahn zu TOP 11 „Jahr der Bildung für Nachhaltige Entwicklung“

Abgeordnete Anita Klahn

In ihrer Rede zu TOP 11 (Jahr der Bildung für Nachhaltige Entwicklung) erklärt die stellvertretende Vorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Anita Klahn:

„Bereits seit 1971 verbraucht die Menschheit mehr Ressourcen als die Er-de dauerhaft zur Verfügung stellen kann. Lag der Faktor des weltweiten ökologischen Fußabdrucks heute bereits bei 1,75, wären ab 2050 rechnerisch zwei Erden nötig, um den Menschheitsbedarf nach Ressourcen zu decken – Deutschland hat den Faktor drei bereits überschritten. Nachhaltig ist daran nicht mehr sehr viel.

Die spannende Frage ist jetzt, mit welchen Mitteln wir uns dieser Heraus-forderung stellen wollen. Ich denke, dass die Bildung für Nachhaltige Entwicklung dabei helfen kann, sich kritisch mit dem eigenen Konsumverhalten auseinanderzusetzen und einen Denkprozess in Gang zu setzen. Jeder sollte für sich überlegen und entscheiden, mit welchem individuellen Konsumverhalten er bzw. sie dazu beitragen kann, unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.

Ich appelliere an jeden, sorgsam darauf zu achten, dass nicht jedes Verhalten allein an einem verordneten Nachhaltigkeitsideal gemessen wird und davon abweichendes Verhalten pauschal verdammt wird. Eine Spaltung der Gesellschaft würde den Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit erschweren und nicht erleichtern. Wir sollten versuchen, möglichst viele Menschen auf diesem Weg mitzunehmen, statt Fronten zu generieren.

Aus diesem Grund ist es ein wichtiger Schritt diesen Diskurs in den Schulen zu führen. Wir halten es aus liberaler Sicht für sehr wichtig, dass sich Schülerinnen und Schüler eigenes Wissen aneignen, dass sie naturwissenschaftliche Prozesse und technische Entwicklungen verstehen. Wir wollen erreichen, dass sie mit eigener Kompetenz, nicht nur im Unterricht, sondern auch im privaten Umfeld eine kritische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen führen. Auf dem Land, und da gibt es bei uns im Norden ausreichend Beispiele, gibt es leider zum Auto wenige Alternativen, um seinen Arbeitsplatz zu erreichen, oder den nächstgelegenen Arzt aufzusuchen. Dies als Umweltsünde zu brandmarken, wird niemanden bekehren, sondern bei den Betroffenen nur zu Trotzreaktionen und Ablehnung führen. Niemandem ist geholfen, wenn die Leute daran gehindert werden, ihren Lebensunter-halt zu verdienen. Veranstaltungen der nachhaltigen Entwicklung, wie der geplante landesweite Kongress, können und sollten zu Plattformen der innovativen Ideen werden. Nur wenn jede Stimme gehört wird, können wir Konzepte entwickeln, die auf eine breite Zustimmung treffen.

Daher begrüßen wir, dass die geplante Vorbereitungsveranstaltung zum Jahr der Bildung für Nachhaltige Entwicklung zeitgleich in die Kreise übertragen und durch Workshops vor Ort eine größere Beteiligung ermöglicht wird. Ebenfalls wollen wir Projekte an außerschulischen Lernorten unterstützen und weiterentwickeln. Wir wollen Schulen ermutigen, eigene Schulgärten anzulegen, Exkursionen in die Natur zu machen. Die Sparkassenstiftung bietet hier wertvolle Möglichkeiten.

Es ist essentiell wichtig, dass Veränderungen nicht durch radikale Minderheiten der Mehrheit aufgezwungen werden, sondern Teil eines gemeinsamen Prozesses sind, in dem alle Akteure gleichsam eingebunden sind. Erst dann kommen wir zu Anpassungen, die so gestaltet sind, dass sie die Gesellschaft nicht überfordern werden. Der Preis der Nachhaltigkeit könnte zu hoch sein, wenn die demokratische Gesellschaftsordnung den Wandel nicht überlebt.“