Bildung/Demokratiebildung stärken

Anita Klahn zu TOP 26 „Demokratiebildung stärken“

Anita Klahn

In ihrer Rede zu TOP 26 (Demokratiebildung stärken) erklärt die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Anita Klahn:

„Wo komplexe Sachverhalte auf wenige vermeintliche Wahrheiten reduziert werden; wo der Andersdenkende für die Probleme des Landes verantwortlich gemacht wird; wo auch aus Unwissenheit die freiheitliche Grundordnung in Frage gestellt wird; dort hat die Demokratie einen schweren Stand. Wo aber gebildete Menschen um ihre und die Rechte ihrer Mitmenschen wissen; wo sie ein kritisches Reflexionsvermögen haben und nicht den Versuchungen der großen Vereinfacher unterliegen; wo Respekt die Grundlage des Zusammenlebens bildet – dort kann die Demokratie gedeihen. Demokratie und Bildung gehören zusammen.

Die letzte Shell-Jugendstudie von 2015 konnte uns alle glücklich stimmen: Die Mehrheit der Jugendlichen gab an, mit der Demokratie zufrieden zu sein. Sehr viele meinten von sich, sie seien politisch interessiert. Doch scheint es mittlerweile unter Jugendlichen auch ein grundsätzliches Misstrauen in die Politik zu geben. Denn 71 Prozent der deutschen Jugendlichen vertrauen der Politik nicht mehr. Zu diesem Ergebnis kam zumindest eine Umfrage im Rahmen der europäischen Studie ‚Generation what?‘. Dieses offensichtliche Misstrauen zeigt sich auch daran, dass sich zwar viele junge Menschen politisch engagieren wollen, sich aber von den politischen Parteien nicht angesprochen fühlen.

Vertrauen entsteht durch Wissen. Wer weiß, welche Erfolge unser politisches System hervorbringt, und welche Möglichkeiten der politischen Teilhabe es gibt, der verliert auch sein Misstrauen. Der- oder diejenige weiß, dass man selbst etwas verändern kann, und dass man der Politik nicht ohnmächtig gegenübersteht. Deshalb ist die Demokratiebildung an Schulen auch so wichtig – hier werden politische Grundkenntnisse und Grundfertigkeiten vermittelt. Die Schülerinnen und Schüler haben ein Bedürfnis nach politischer Bildung und äußern das auch laut. Die Landesschülervertretungen gaben der Politik erst neulich den klaren Auftrag: Sorgt für mehr Demokratieunterricht.

Das werden wir machen. Das Konzept zur Demokratiebildung, dass die Landesregierung erarbeiten soll, wird die Schulen bei der Demokratiebildung und, ich möchte es so nennen, politischen Aufklärung unterstützen. Dies ist in Zeiten des Politikverdrusses und der politischen Radikalisierung am linken und rechten Rand unbedingt notwendig.

Ich sagte es bereits: In den Schulen werden wichtige Grundlagen der Politik vermittelt. Dazu gehören auch Kenntnisse über geschichtliche Ereignisse, geografische Grundlagen und wirtschaftliche Entwicklungen. Aber ganz wichtig ist das Verstehen von Zusammenhängen und Folgen. Ich halte es auch für wichtig, dass Schülerinnen und Schüler in ihrer Schulzeit mindestens einen Besuch hier im Landtag oder im Bundestag, im Europaparlament erleben. Doch Kinder und Jugendliche lernen ein freies und liberales Miteinander vor allem von ihrem Umfeld. Wir alle – Eltern, Lehrer, Politiker, Vereine und Verbände – haben eine Verantwortung; nämlich die Verantwortung, uns wie Vorbilder zu benehmen. Dazu gehört der respektvolle, wertschätzende Umgang miteinander. Wir müssen der Verrohung der Sprache, die derzeit überall zu beobachten ist, der Herabsetzung und der Ausgrenzung Anderer im Alltag entschlossen entgegentreten. So erleben, so erfahren Kinder und Jugendliche, wie eine demokratische Gesellschaft aussehen kann.“

Es gilt das gesprochene Wort!