Anita Klahn zu TOP 26 „Erzieherische und sozialpädagogische Ausbildung attraktiver gestalten“

Abgeordnete Anita Klahn

In ihrer Rede zu TOP 26 (Erzieherische und sozialpädagogische Ausbildung attraktiver gestalten und Ausbildungsvergütung einführen) erklärt die stellvertretende Vorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Anita Klahn:

„Bei all den zahlreichen Diskussionen des letzten Jahres um die Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels, Schließ-, Verfügungs- und Leitungszeiten im Zuge der Kita-Reform dürfen wir nicht vergessen, dass wir das Funktionieren und die reibungslosen Abläufe in den Kitas vor Ort dem dort tätigen Fachpersonal zu verdanken haben. Ohne diese engagierten Menschen, die sich täglich dafür einsetzen, den Kindern und Eltern die bestmögliche Betreuungsregelung zu ermöglichen, wäre unsere Kita-Reform nicht gewinnbringend umzusetzen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bei sämtlichem Fachpersonal der schleswig-holsteinischen Kitas bedanken!

Für uns alle steht außer Frage, dass wir im Zuge der Kita-Reform bei der Verbesserung der Qualität und der Ausweitung der Angebote auf zusätzliches gut qualifiziertes Personal angewiesen sein werden. Dieses auszubilden wird in Zukunft eine der größeren Herausforderungen sein. Einerseits fehlen uns schlichtweg die Menschen, andererseits befinden wir uns im Wettlauf mit anderen Bundesländern um die besten Fachkräfte und wir stehen in Konkurrenz mit anderen gut bezahlten Jobs in der freien Wirtschaft. Da uns dieses Problem bereits länger bewusst ist, sind wir es bereits aktiv angegangen. So haben wir bei den Erzieherberufen seit 2017 50 weitere Planstellen geschaffen, die Ausbildungszahlen um ca. sieben Pro-zent erhöht, also von 3551 in 2016/17 auf 3812 in 2018/19. Des Weiteren wurde mit der Agentur für Arbeit eine Rahmenvereinbarung getroffen. Mit Mitteln der Agentur wurden an vier Standorten im Land 105 Erzieher im Quereinstieg finanziert und ausgebildet. Es wurden berufsbegleitende Aus-bildungsformen wie der ‚praxisintegrierten Ausbildung (PiA)‘ etabliert, mit deren Hilfe Quereinsteiger angesprochen werden. An fünf Standorten wer-den bereits PiA-Klassen unterhalten, sieben weitere Standorte planen oder prüfen eine solche Einrichtung.

Der Fachkräftemangel gilt im Übrigen nicht nur für den Krippen- und Kita-Bereich. Es lässt sich meiner Meinung nach schwer argumentieren, dass ein Kind bis zu seinem sechsten Lebensjahr eine umfassende Betreuung erhält, aber in der Grundschule oder der Sekundarstufe I dann nicht mehr. Wir werden in den Ausbau der Kinderbetreuung noch große Anstrengungen unternehmen müssen, um all denjenigen Eltern die Berufstätigkeit zu er-möglichen, die dieses auch wollen oder aus wirtschaftlichen Gründen schlichtweg müssen. Wenn wir also sicherstellen wollen, dass unsere Kin-der sowohl in der Kita als auch danach eine angemessene Schulbetreuung erhalten, dann wird sich der Fachkräftebedarf in der Sozialpädagogischen Assistenz und dem Erzieherbereich absehbar noch weiter erhöhen. Ich finde es daher sinnvoll, dass wir uns im Bildungsausschuss mit der Frage beschäftigen, wie wir junge Leute für ein Engagement in den Sozialberufen motivieren können. Und wie wir sie auch im Beruf halten können. Wie viele Fachkräfte werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, für die wir Ersatz brauchen? Wie entwickeln sich die Geburtenzahlen? Es wird also nötig sein, den genauen Bedarf zu ermitteln.

Mir ist bei der ganzen Diskussion allerdings eines nochmal besonders wichtig zu betonen: Wenn wir im Raum stehende Möglichkeiten wie einen Quer- oder Seiteneinstieg diskutieren, dann müssen wir peinlich genau darauf achten, dass wir das hohe Qualifikationsniveau in unseren Kitas nicht über Ausnahmeregeln oder das Aufweichen der Standards dauerhaft unterlaufen. Konkret meine ich damit, dass wir in der Übergangsphase der Kita-Reform den Einrichtungen der dänischen Minderheit hier noch einen besonderen Status einräumen. Dauerhaft würden wir den Kindern und ihrem Recht auf die bestmögliche Betreuung damit aber nicht gerecht werden.

Ich freue mich auf die weitere Beratung im Ausschuss.“