Anita Klahn zu TOP 49+51 "Bericht zur Lehrkräftegewinnung"

AK

In ihrer Rede zu TOP 49+51 (Bericht zur Lehrkräftegewinnung und zur Unterrichtssituation) erklärt die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Anita Klahn:

,,Von den Lehrkräften hängt vieles ab ­ das wissen wir nicht erst seit der Hattie-Studie. Eine gute Lehrerin, ein guter Lehrer können entscheidend dafür sein, wie erfolgreich eine Schullaufbahn verläuft. Umso schlimmer, wenn kein Lehrer da ist; wenn Unterricht ausfallen muss, oder wenn ein Lehrer sich mit dem Stoff nicht richtig auskennt. Das kann in Zukunft häufiger geschehen, wenn wir jetzt nicht die richtigen Entscheidungen treffen.

Der Bedarf an Lehrkräften wird in den nächsten Jahren enorm wachsen. Das zeigen alle Prognosen. Die Bertelsmann-Stiftung erwartet, dass 2025 alleine an den Grundschulen bundesweit 35.000 Lehrer fehlen. Gründe dafür sind neben der Migration und steigenden Geburtenraten auch die Inklusion oder die steigende Nachfrage nach höherer Bildung. Zu lange hatte man sich auf veraltete Prognose verlassen. Zu lange glaubte man, die Schülerzahlen würden sich rückläufig entwickeln. Daraus zog man die völlig falschen Schlüsse für den Bedarf an Lehrkräften. Diese Fehler müssen wir jetzt korrigieren.

Dabei ist es wichtig, künftig auf Grundlage einer soliden Datenbasis zu handeln. Das Bildungsministerium erarbeitet deshalb mit Experten neue Prognosetools für den Lehrerbedarf. Künftig werden wir besser wissen, was auf uns zukommt.

Lehrkräfte sind im Moment in Deutschland so gefragt wie selten zuvor.

Wenn man sieht, dass Berlin mit Plakaten in Baden-Württemberg um Lehrer wirbt, erkennt man, wie groß die Verzweiflung mancherorts ist. Schleswig- Holstein ist glücklicherweise nicht Berlin. Aber auch wir müssen uns im Wettbewerb um Fachkräfte anstrengen. Mit der Erhöhung der Besoldung von Grundschullehrern auf A13 haben wir einen entscheidenden Schritt getan. Außerdem steigen die Anwärterbezüge. Die Jubiläumszuwendung wird wieder eingeführt. Doch es geht nicht allein ums Geld. Wir müssen den Lehrerberuf insgesamt attraktiver machen. So hat zum Beispiel der Bericht zur Lehrergesundheit gezeigt, wo wir für Verbesserung sorgen müssen. Wir müssen auch stärker auf die Vorteile des Lehrerberufs hinweisen und aktive Werbung betreiben. Wir begrüßen es deshalb, dass das Bildungsministerium eine neue Kommunikationsstrategie entwickelt hat. Auf Messen und im Internet wirbt Schleswig-Holstein nun moderner und frischer als früher um neue Lehrerinnen und Lehrer. Es werden auch die Möglichkeiten zur Berufsorientierung an Schulen verbessert. Ein Beispiel dafür ist die Chance für Oberstufenschüler, ihr Wissen im MINT-Bereich an Grundschüler weiterzugeben. So gewinnen wir vielleicht nicht nur den ein oder anderen Lehrer für ein Mangelfach. Wir begeistern auch die ganz Kleinen für Mathematik oder Technik.

Natürlich brauchen wir auch ausreichende Ausbildungskapazitäten. Denjenigen, die sich für das Lehramt begeistern, müssen wir einen Studienplatz oder eine Vorbereitungsstelle anbieten können. Deshalb gibt es künftig zum Beispiel mehr Studienplätze für Mathematiklehrer und Sonderpädagogen.

Wir dürfen uns nichts vormachen: Viele dieser Maßnahmen werden erst langfristig zum Erfolg führen. Dort, wo keine grundständig ausgebildeten Lehrkräfte vorhanden sind, brauchen wir Direkt-, Seiten- und Quereinsteiger. Es ist nicht das Mittel der ersten Wahl, aber ohne diese und ihr Engagement bekommen wir die Lage kaum in den Griff. Es ist nicht ja auch nicht so, als würden komplette Laien auf die Schülerinnen und Schüler losgelassen. Alle besitzen gute Vorkenntnisse in ihren Fächern, haben studiert. Alle werden, wenn nötig, pädagogisch nachgeschult.

Das Bündel an Maßnahmen, das im Bericht erscheint, zeigt das Engagement der Jamaika-Koalition. Wir verschleppen keine Probleme. Wir stellen nicht nach dem Prinzip ,Pi mal Daumen` ein. Wir packen an. Für uns steht Bildung an erster Stelle."