Annabell Krämer zu TOP 41 "Schwimmfähigkeit der Schülerinnen und Schüler in der 4. Klassenstufe"

Annabell Krämer

In ihrer Rede zu TOP 41 (Schriftlicher Bericht über die Schwimmfähigkeit der Schülerinnen und Schüler in der 4. Klassenstufe) erklärt die sportpolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Annabell Krämer:

„Schließen wir einmal die Augen und stellen uns vor, das Schwimmen sei wie eine Reise durch die endlosen Weiten der sommerlich – mehr oder weniger – warmen Ostsee. Die Wellen tragen uns, während wir uns frei und schwerelos fühlen. Wir spüren die Verbundenheit mit dem Meer und wissen ganz genau, wie wir durch den wechselseitigen Armzug und den kontinuierlichen Beinschlag einen Antrieb ohne Unterbrechung erzeugen können. Unsere Augen schauen durch die Gläser unserer Schwimmbrille zum Grund des Gewässers. Zum Atmen drehen wir den Kopf seitlich aus dem Wasser. Wir sind genauso wie Schleswig-Holstein selbst von Wasser umgeben. Das Land zwischen den Meeren.

Und nun öffnen wir die Augen und stellen schlagartig fest, dass wir nie Schwimmunterricht in der Schule hatten und vollkommen hilflos im Wasser umherdümpeln und zu ertrinken drohen, weil wir von dem oben beschriebenen Bewegungsablauf beim Kraulschwimmen ebenso wenig gehört haben wie vom anfängerfreundlichen Brustschwimmen. Genau so fühlen sich 52 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein!

Der Schwimmunterricht an Schulen, und besonders in Grundschulen, in Schleswig-Holstein spielt daher eine unverzichtbare Rolle, um unseren Kindern nicht nur die Freude am Wasser, sondern auch lebenswichtige Fertigkeiten beizubringen. Denn nur, wenn wir unsere Kinder frühzeitig mit dem Element Wasser vertraut machen, können wir sicherstellen, dass sie sich in Notfällen behaupten können. Ertrinken ist eine der häufigsten Unfall-Todesursachen bei Kindern. Genau deshalb sollten sie so früh wie möglich sicher und selbstständig schwimmen lernen. Die meisten Kinder sind mit fünf Jahren laut DLRG bereits so weit, die Seepferdchen-Prüfung abzulegen. Wieso sollte dann nicht das Bronze-Abzeichen vor zehn Jahren machbar sein? Dass jedes zweite Kind in der vierten Klasse nicht schwimmen kann, ist eine skandalöse Nachricht!

Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass jedes Kind in Schleswig-Holstein die Möglichkeit hat, das Schwimmen zu erlernen, damit es sich sicher in den Wellen des Lebens bewegen kann. Wir fordern daher, dass die Landesregierung endlich ihrer Verantwortung nachkommt und ihre Arbeit macht! Was möchte die Koalition unternehmen, um diesen unterirdischen Zustand des Schwimmunterrichts in den Griff zu bekommen? Sie bittet die Landesregierung, sich auch zukünftig dafür einzusetzen, dass jedes Kind bis zum Ende seiner Grundschulzeit die Möglichkeit erhält, schwimmen zu lernen. Sie bittet darum, die Weiterqualifizierungsbemühungen von Lehrkräften und den Dialogprozess fortzusetzen, um auf dieser Grundlage bestehende Schwimmangebote im Land weiterzuentwickeln.

Das kann doch nicht Ihr Ernst sein? Sie feiern sich dafür, dass lediglich 48 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit Eintritt in die vierte Klassenstufe schwimmen können? Sie haben es auch nach der x-ten Debatte über den Schwimmunterricht nicht begriffen, dass Eltern händeringend nach Möglichkeiten suchen, ihr Kind schwimmfähig zu bekommen. Die Wartelisten für Schwimmkurse sind endlos und die Schulen agieren als zentrale Akteure! Anstatt sich des Problems anzunehmen, mehr Anstrengungen in die Ausbildung der Lehrkräfte und Erhaltung von alten oder Errichtung von neuen Schwimmstätten zu stecken, schwimmen Sie gegen den Strom der Vernunft!

Wir fordern, dass die Fachanforderungen endlich verbindlich umgesetzt werden und der Schwimmunterricht als Teil des Sportunterrichts den Stellenwert erhält, den er verdient. Schwimmunterricht muss so organisiert sein, dass alle Schülerinnen und Schüler die Chance erhalten, als sichere Schwimmerinnen und sicherer Schwimmer von den Schulen zu gehen.

Rund 160 Kommunen in unserem Land stellen die erforderliche Infrastruktur für den Schwimmunterricht für Kinder aus über 1.000 Städten und Gemeinden zur Verfügung. Ich fordere Sie auf, diese knapp 160 Kommunen endlich angemessen bei den Betriebskosten zu unterstützen. Der Vorwegabzug im kommunalen Finanzausgleich von bisher 7,5 Millionen Euro gehört signifikant aufgestockt. Die Kosten für diese Lehrschwimmbecken müssen auf viele Schultern verteilt werden. Ansonsten wird das Bädersterben dazu führen, dass bald noch weniger Kinder in unserem Land schwimmen können.

Sie berufen sich übrigens darauf, dass der Lehrauftrag erst eine verbindliche Schwimmfähigkeit nach der 6. Klasse vorsieht. Ihren Bericht hierzu erwarten wir im Mai-Plenum."

 

Sperrfrist Redebeginn!

Es gilt das gesprochene Wort.