Dennys Bornhöft zu TOP 37 "Branchencheck Pflegekräfte"

DB

In seiner Rede zu TOP 37 (Mündlicher Bericht zum Branchencheck Pflegekräfte) erklärt der sozialpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dennys Bornhöft:

,,Vielen Dank Minister Garg für die Vorstellung der Ergebnisse aus dem Branchencheck Pflegekräfte. Gleichzeitig möchte ich Herrn Prof. Dr. Björn Christensen von der Fachhochschule Kiel für die Erarbeitung und Durchführung des Branchenchecks danken. Schon seit geraumer Zeit diskutieren wir deutschlandweit in den Parlamenten das Problem des Fachkräftemangels, auch im Bereich der ambulanten und stationären Pflege. In Schleswig- Holstein stehen wir ebenso vor dieser Herausforderung, denn in 69 Prozent aller hiesigen Altenpflegeeinrichtungen herrscht Fachkräftemangel.

Der Fachkräftemangel grassiert in allen Berufen und Branchen, von Polizei, Bildungswesen, Sozialberufen, Einzelhandel bis hin zu den Fischwirten. Und trotz des Fachkräftemangels gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Anbietern von Pflegedienstleistungen bei Personalbestand und -fluktuation.

Diese Unterschiede zu untersuchen und hieraus Ableitungen zu treffen, welche Rahmenbedingungen oder Maßnahmen z.B. zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit oder geringeren Krankheitsständen führen, ist wichtig, denn die Ergebnisse werden uns gute Wege aufzeigen. Nachdem die vorherige Landesregierung das Schulgeld für die Altenpflege abgeschafft hat, hat die Jamaika-Koalition für die Gesundheitsfachberufe die Beiträge für die Ausbildung ebenfalls abgeschafft. Damit hat Schleswig-Holstein eine der ersten Hürden zum Eintritt in den Beruf in diesem Sektor beseitigt und einen wichtigen Schritt in Richtung zur Nachwuchskräftesicherung getan. Dass das allein nicht reicht, um die Versorgung langfristig und flächendeckend sicherzustellen, ist allen Beteiligten natürlich klar. Nicht nur der Berufseinstieg in die Pflege muss erleichtert werden, sondern eben auch der langfristige Verbleib im erlernten Beruf. Damit sind direkt die Arbeitsbedingungen für das Personal wie beispielsweise ein verlässlicher Dienstplan oder ,geregelte Arbeitszeiten` angesprochen oder auch das zu viel an Bürokratie in der Pflege. Hierauf weisen wir Freie Demokraten aber auch andere schon seit langer Zeit hin. Zeitnot und Dokumentationspflichten beschränken die individuelle Zuwendung für den Einzelnen. Fast jede dritte Minute wird daher nicht für originäre Pflege am Menschen, sondern für Aufzeichnungen und Berichtswesen verwendet. Es ist gerade die soziale Komponente, weswegen sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Beginn ihrer Berufskarriere einmal für den Pflegeberuf entschieden hatten ­ nicht um eine Verwaltungsfachkraft zu sein. Eine Verminderung des Aufwands für die Dokumentation sollte daher definitiv weiter verfolgt werden. Ein Lösungsansatz ist unter anderem die verstärkte Nutzung von IT- und Assistenzsystemen. Hierzu haben wir auch bereits in dieser Legislaturperiode gesprochen.

Ein weiterer Aspekt ist die Anbindung der Arbeitsstätte mit öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere in den Flächenkreisen. Nicht jede Arbeitnehmerin und nicht jeder Arbeitnehmer besitzt ein Auto. Eine Erreichbarkeit der Einrichtung muss also auch auf anderem Wege möglich sein. Eine Verknüpfung zu anderen Themen, die die Jamaika-Koalition bewegt, sind neue Formen der Mobilität. Potential hätte hier der in Schleswig-Holstein gerade anlaufende ,ÖPNV on demand` mit autonomen Kleinbussen sein. Vorstellbar wäre, dass diese irgendwann auch noch abends nach der Spätschicht und morgens vor der Frühschicht, wenn der Bedarf besteht, fahren könnten.

Die Arbeit mit Demenzerkrankten oder im Verhalten auffälligen Heimbewohnerinnen und -bewohnern oder Patientinnen und Patienten ist körper- lich aber auch mental sehr belastend. Umso wichtiger ist es, die Gesundheitsprävention und -­förderung sowie das betriebliche Gesundheitsmanagement arbeitgeberseitig anzubieten und hochzuhalten. Über die Finanzierung der Pflege und vor allem die notwendige Erhöhung der Personalaus- gaben für mehr Kolleginnen und Kollegen in der Pflege haben wir häufig gesprochen, ich erneuere diese Forderung hiermit. Ich möchte mich abschließend bei allen Pflegekräften, bei allen Arbeitgebern bedanken, die bei dieser Evaluation mitgemacht haben und bei all denjenigen, die diese aufbereiten.

Ich finde diesen Ansatz ausgesprochen gut und freue mich auf weitere Erkenntnisse, mit denen wir die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern können."

 

Es gilt das gesprochene Wort.