Kay Richert zu TOP 11 "Mündlicher Bericht zur Fachkräfteinitiative des Landes"

Kay Richert FDP

In seiner Rede zu TOP 11 "Mündlicher Bericht zur Fachkräfteinitiative des Landes" erklärt der arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP- Landtagsfraktion, Kay Richert:

,,Die Fachkräfteprojektion 2030 hat uns in Schleswig-Holstein eine Fachkräftelücke von 100.000 Personen aufgezeigt, 85.000 davon aus der Gruppe der mittelqualifizierten. Das ist der Hintergrund, vor dem sich das Wirtschaftsministerium und seine Partner ­ Wirtschaftsverbände, Kammern, Gewerkschaften, Bundesagentur für Arbeit, Hochschulen und kommunale Spitzenverbände ­ entschlossen haben, die Fachkräfteinitiative Schleswig- Holstein, die FI.SH ins Leben zu rufen. Insgesamt rund 50 Institutionen tragen diese Initiative. Alleine die genannten Zahlen zeigen schon, wie notwendig eine solche konzertierte Initiative war und ist. Allerdings gehört zur Ehrlichkeit auch, dass die Initiative bis 2017 kaum wahrnehmbare Ergebnisse gezeitigt hat. Nachdem wir 2017 die Regierungsgeschäfte übernommen hatten, haben wir die Initiative deswegen einer gründlichen Bestandsaufnahme unterzogen. Denn schließlich wollen wir Probleme nicht nur beschreiben, wir wollen Probleme lösen.

Im Ergebnis haben wir uns entschlossen, die FI.SH sowohl strukturell zu straffen als auch inhaltlich zu konzentrieren: Ein Ziel ist, den Berufseinstieg erfolgreich zu gestalten. Wird der Einstieg, also der erste Kontakt der jungen Menschen mit der Arbeitswelt, positiv gestaltet, kann sich das positiv auf das ganze Berufsleben dieser Menschen auswirken. Einer Berufsorientierung kommt deswegen eine besondere Bedeutung zu.

Wir wollen außerdem die berufliche Ausbildung stärken. Digitale Transformation, Stärkung der MINT-Bildung insbesondere auch bei Mädchen, Durchlässigkeit von beruflicher zu akademischer Bildung und generell eine Attraktiveren der beruflichen Bildung sind hier die Stichworte. Hierzu werden wir ein Schleswig-Holsteinisches Institut für berufliche Bildung (SHIBB) beim Arbeitsministerium einrichten.

Es geht auch darum, die Weiterbildung zu stärken. Der Arbeitsalltag wird sich ändern, die Anforderungen an die Arbeitnehmer werden sich verändern.

Das wird für diejenigen zum Problem werden, die sich nicht an diese neuen Anforderungen anpassen. Der Weiterbildung kommt hier eine Schlüsselfunktion zu.

Außerdem wollen wir die Erwerbsbeteiligung und Integration in den Arbeitsmarkt verbessern. Über Zuwanderung und die Aktivierung von Gruppen, die bislang ­ trotz aller Bemühungen ­ auf dem Arbeitsmarkt unterrepräsentiert sind, sollen mehr Arbeits- und Fachkräfte gewonnen werden. Für eine Zuwanderung in den Arbeitsmarkt wird die Schaffung eines Bundes-Einwanderungsgesetz gefordert, inklusive einer kohärenten Anwerbestrate- gie sowie eine Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt.

Wir müssen Branchenschwerpunkte bilden: Es gibt Branchen, die besondere wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung für Schleswig-Holstein ha- ben. Dazu zählen die Pflege, das Handwerk, die Logistik und der Tourismus.

Diese besonderen Stärken unserer Wirtschaft sind auch in der Clusterpolitik des Landes abgebildet.

Schwerpunkte sind die Digitalisierung und Fachkräfte ­ Chancen nutzen ­ Risiken minimieren. Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt verändern, dazu gibt es bereits viele Studien und erste Erfahrungen. Arbeitsplatzbeschrei- bungen, Produktionsbedingungen, Maschineneinsatz ­ alles wird von der Digitalisierung betroffen werden. Die FI.SH begleitet diesen Prozess, damit Chancen genutzt und Herausforderungen gemeistert werden.

Und zu guter Letzt müssen wir über gezieltes Standortmarketing Fachkräfte gewinnen und binden. Natürlich nützen die besten Bedingungen nichts, wenn niemand etwas davon weiß. Wir müssen Schleswig-Holstein deshalb aktiv positionieren als attraktiven Arbeits- und Lebensort. Eine Steuerungsgruppe unter Einbindung von Wirtschaftsministerium, Deutschem Gewerkschaftsbund, Handwerks- und Industrie- und Handelskammer, Unternehmerverband und Arbeitsagentur wird die inhaltliche Ausrichtung der FI.SH zukünftig steuern. Daneben wird das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung und Weiterbildung die Initiative wissenschaftlich und als Impulsgeber unterstützen.

Wichtig ist uns natürlich auch die Messbarkeit des Erfolgs dieser Initiative.

Aus diesem Grund ist durch das Wirtschaftsministerium die Datenbasis noch einmal aktualisiert worden durch die Fachkräfteprojektion 2035 (Lücke zwischen 180.000 und rund 300.000). Dazu wurden Zielwerte definiert, die 2025 erreicht sein sollen:

- Eine Senkung des Anteils an Jugendlichen im Übergangsbereich auf 15 Prozent,

- die Quote der Ausbildungsvertragslösungen soll auf höchstens 22 Prozent sinken,

- eine Erhöhung der Beschäftigungsquote von Frauen auf 58 Prozent,

- eine Erhöhung des Anteils von Fachkräften an der Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen auf 86 Prozent,

- eine Erhöhung der Beschäftigungsquote von Älteren zwischen 60 bis unter 65 Jahren auf 48 Prozent.

Kein Talent darf verloren gehen. Wir packen deshalb beherzt weiter an. Wir werden das Land weiterhin optimistisch voranbringen, instand setzen und modernisieren. Wer uns Freie Demokraten in Jamaika auf diesem modernen, optimistischen und zukunftsgewandten Weg unterstützen will, ist uns herzlich willkommen."