„Die Entscheidung der Wählerinnen und Wähler in Großbritannien für den Brexit ist ein schwerer Schlag für den europäischen Gedanken. Aber nicht nur die Europäische Union wird unter diesem Votum leiden – vor allem die Briten selbst werden schmerzhafte Nachteile haben. Denn diese Entscheidung ist wahrscheinlich tiefgreifender und umfassender als es die Mehrzahl der Briten erahnt hat. Klar sollte für alle Beteiligten sein, dass die EU kein Gemischtwarenladen ist, aus dem sich die austrittswilligen Briten jetzt freihändig bedienen können – wer austritt, muss auch auf die Vorteile verzichten, die er aus der Europäischen Union gezogen hat.
Der heutige Tag ist auch ein Tag des europapolitischen Scheiterns der Bundeskanzlerin. Hätte Angela Merkel nur halb so viel Energie dafür verwandt, in Großbritannien für den Verbleib in der EU zu werben, als sie für die Besänftigung Erdogans in Ankara gebraucht hat, wäre zumindest die Chance größer gewesen, Großbritannien in der EU zu halten. Sie hat mit ihrer außenpolitischen Irrfahrt den fatalen Eindruck erweckt, Erdogan sei ein wichtigerer Partner für die Europäische Union als Cameron.
Es ist vieles vorstellbar, aber eine Europaische Union ohne Großbritannien und mit der Türkei würde die Menschen in Europa überfordern.“